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Ich kann mich gar nicht genau erinnern, seit wann ich The Chameleons oder besser gesagt deren Musik kenne. Vermutlich irgendwann Ende der 80er Jahre, als sich mein Interesse für Musik etwas erweiterte und veränderte. Ursächlich war ein Konzert der Abstürzenden Brieftauben, bei dem ich auch die Hauptband des Konzertes, New Model Army am 30. März 1989 kennenlernte. Nach dem Konzert folgten eine lange Reihe weiterer New Model Army Konzertbesuche bis heute. Seit der Zeit kam ich auf Konzerten oder in Clubs immer wieder in Kontakt mit Musik, die ich dem Meta-Genre Postpunk zuordnen würde, weil es das für mich damals war. Damals hätte man auch noch Indie sagen können, heute würde man – auch mit Blick auf die Zeit damals – stärker differenzieren. Also lernte ich damals neben Joy Division, Killing Joke, Echo and the Bunnymen, The Levellers, Billy Bragg, Oysterband und vielen anderen Bands auch The Chameleons kennen.
Music is medicine
Auf dem Chameleons Konzert in Köln habe ich mich dann wirklich gewundert, dass ich es erst 2025 geschafft habe ein Chameleons Konzert zu besuchen. Neben vielen LPs und CDs, die ich kaufte, haben mich vor allem auch Konzerte der Bands interessiert. Großartig fand ich Konzerte in kleineren Hallen wie dem Luxor oder dem Rose-Club in Köln, der Fabrik in Coesfeld, dem PC69 in Bielefeld oder dem Modernes in Bremen. Musik kann so eine ganz eigene Welt erschaffen oder wie mir jemand anderes kürzlich sagte „die Musik hat mich durch die 80er getragen … in dieser No-Future Zeit..“ oder vielleicht andersherum, wie Marc Burgess mehrfach auf dem Konzert in Köln sagte „Music is medicine“.
30. Januar 2025 – Die Kantine, Köln
Die Musik
Das Besondere an der Musik von The Chameleons ist ihr atmosphärischen Sound, der von hallenden Gitarren, melancholischen Melodien und intensiven Vocals geprägt ist. Ich war sehr begeistert, dass der Sound so gut rüberkommt und nichts von der epischen hymnischen Art verloren geht durch die Umgebung, die Konzert Rahmenbedingungen, aber vor allem durch die Qualität des Live-Auftritts.
30. Januar 2025 – Die Kantine, Köln
Auch der dramatische Aufbau der Songs, mit einem Wechsel zwischen ruhigen Passagen und intensiven, emotionalen Höhepunkten kam live sehr gut und authentisch rüber. Der oft melodische, aber antreibende Bass, der vor allem bei ruhigeren Phasen durch ein energiegeladenes Schlagzeug als Taktgeber abgelöst wird, versetzte die Kantine in Köln in einen passenden Ort für den Gesang von Marc Burgess. Der wechselnde Rhythmus und der typischen Guitarrensound verliehen seiner Stimme, die praktisch über dem Takt schwebt, eine tiefere Kraft. Diese tiefe Stimme war perfekt abgestimmt und transportierte Leidenschaft und eine melancholische, fast nostalgische Stimmung – passend zu den introspektiven, poetischen Liedtexten die die dazu passende Welt- oder Gesellschaftskritik transportieren.